Nach 2-jähriger Planungsphase und Genehmigungsphase erfolgte im Oktober 2019 der erste Spatenstich. Ein milder und schneearmer Winter hatte das Fortschreiten des Bauprojektes begünstigt. Dass bereits im März 2020 mit der weltweiten Corona Pandemie die weit größere Herausforderung folgen würde, war zu diesem Zeitpunkt für niemanden absehbar.
„Ein solches Großprojekt kann man aber nicht einfach stoppen,“ so Robert Pernath. „Die Unsicherheit zu Beginn war groß, aber die Zusammenarbeit mit den regionalen Firmen am Bau war gut. Wie auch hier bei NOWOFOL, haben die beteiligten Architekten und Planer so weit es ging auf Home-Office umgestellt, was auch gut funktioniert hat. Es war uns eine Herzensangelegenheit, für unseren Neubau mit regionalen Partnern zusammenzuarbeiten. Aber es ist kein Geheimnis, dass Spezialisten für Teilgewerke in der Rohbauphase oft aus den europäischen Nachbarländern kommen. Wir haben nicht selten den Atem angehalten, aber bislang sind wir von Infektionen der Arbeiter am Bau verschont geblieben. Auch als über die Osterfeiertage die Arbeiter ihre Familien zu Hause besucht haben, sind alle gesund und wohlauf zurückgekehrt. Alle Beteiligten verhalten sich nach wie vor sehr verantwortungsvoll und natürlich ist es in jedermanns eigenem Interesse gesund zu bleiben,“ erklärt der Geschäftsführer.
Von den zuständigen Behörden wurden klare Forderungen und hohe architektonische Anforderungen für das neue Produktionsgebäude der NOWOFOL gestellt. Für den Bauplatz nahe der Traun wurden im Vorfeld umfangreiche artenschutzrechtliche Vorgaben erfüllt. So wurde z.B. dem „Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling“ ein neues Gebiet ausgewiesen, wo er jedes Jahr im Juli für Nachkommen sorgen kann. Zudem wurden für die ansässigen Steineidechsen Schutzzäune in einer Länge von 500 m und großflächige Sonnen- und Wohnterrassen angelegt.
„Auch für unsere eigenen Mitarbeiter haben wir frühzeitig reagiert und die ohnehin hohen Hygienestandards angepasst und erweiterte Schutzmaßnahmen in Produktion und Verwaltung umgesetzt. Ein Krisenteam hat sich täglich ausgetauscht und abgestimmt,“ sagt Pernath. „Was die Produktion betrifft, haben wir auf Hochtouren gearbeitet. Das erste Halbjahr 2020 kann als sehr erfolgreich eingestuft werden. Mit der Prognose für das restliche Jahr sind wir vorsichtig. Wir liefern in unterschiedlichste Industriezweige für verschiedenste Anwendungen. Das macht uns generell eher krisenfest.“
„Viele unserer langjährigen Geschäftspartner sitzen in Norditalien in den Regionen Lombardei und Piemont. Wir waren sehr betroffen von der Berichterstattung aus den Krisengebieten in Italien. Wenn man so lange partnerschaftlich zusammenarbeitet, leidet man schon mit, wenn man sieht, wie die Menschen dort gegen die Pandemie kämpfen,“ so Pernath. „Deshalb war unsere oberste Priorität, unsere Geschäftspartner zu unterstützen damit die Lieferkette nicht unterbrochen wird und die Belieferung in die Verpackungsindustrie für Lebensmittelverpackungen sichergestellt ist.“
Zahlreiche Unternehmen sind von den italienischen Behörden als systemrelevant eingestuft, da sie in die Lebensmittelindustrie liefern. Dieser Industriezweig ist ein wichtiger Arbeitgeber vor Ort.
„Wenn ein Unternehmen beschließt 17 Mio. Euro in seine Expansion zu investieren, sollte das auf einer soliden Basis geschehen. Natürlich kann man Herausforderungen, wie sie aktuell die Wirtschaft treffen nicht einkalkulieren, aber unser solides Wirtschaften ist mit Sicherheit ein Schlüssel für unseren Erfolg.“ (Foto: Robert Pernath)
Der Mittelständler NOWOFOL aus dem Chiemgau exportiert rund 75 Prozent der hergestellten Spezialfolien an Kunden auf der ganzen Welt. Italien, England, Schweiz, Nordamerika und Asien werden als Schlüsselmärkte genannt.
Für die exportierenden Unternehmen stellt die angespannte Situation in der Logistikbranche weltweit eine zusätzliche Herausforderung dar. Seefrachtlieferungen nach China laufen erst schleppend wieder an, für Luftfracht steigen die Preise. Die LKW-Transportunternehmen hatten schon vor Corona mit Fahrermangel zu kämpfen, was sich während der letzten Monate noch verstärkt hat.
Seit der Gründung von NOWOFOL im Jahr 1971 verzeichnet der Folienhersteller kontinuierliches Wachstum. Aktuell sind an drei Produktionsstandorten in Siegsdorf rd. 170 Mitarbeiter beschäftigt. Es werden Ausbildungen in 7 verschiedenen Berufen angeboten. Als Herausforderung für die Zukunft sieht Robert Pernath vor allem die Gewinnung von qualifizierten Mitarbeitern in allen Unternehmensbereichen. Das Unternehmen setzt deshalb nach wie vor auf die Ausbildung von Nachwuchskräften und deren anschließende Übernahme - auch in der aktuellen Situation. „Mit diesem Großprojekt sichern wir bestehende und schaffen neue Arbeitsplätze in der Region, in dem wir auf neue und innovative Produkte und Märkte setzen,“ so Robert Pernath abschließend.